Wir können dem Grauen keine Gestalt geben, jedoch können wir dazu beitragen, das Vergessen nicht zuzulassen. Unsere Arbeit am ehemaligen Aspangbahnhof bezieht sich stark auf den Ort, von dem aus die meisten unserer jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen deportiert wurden. Und doch ist es eine große Unbekannte im Bewusstsein der heutigen Wiener Bevölkerung. Ein Gedenkstein an das Geschehene vor Ort in den Jahren 1939-1942 befindet sich seit einigen Jahren in einer der Blumenrabatten des Leon Zehlmann Parks. Diesen erweiterten wir durch eine Tafel, welche den Ort und das dortige Geschehen vermitteln soll. Eine Landkarte mit den verschiedenen Zielbahnhöfen veranschaulicht die Strecken, welche die Deportierten innerhalb Europas zurücklegen mussten und historische wie auch aktuelle Fakten geben Auskunft über die Intension, sowie die künstlerische Gestaltung des Mahnmals.

Auf dem Mahnmal selbst sind die wichtigsten Fakten schriftlich, auf Deutsch, Englisch und Hebräisch festgehalten. Die Anzahl der Deportierten, Überlebenden, sowie der Züge und der Aspangbahnhof als Ort des Geschehens sind konkav in den Beton gedrückt.

Die Selektion der Deportierten in Arbeitsfähige und sofort zur Tötung bestimmte fand den Zeitzeugen und Zeitzeuginnen zufolge oftmals direkt auf den Rampen statt. Ein rampenartiger, die Schienenstränge kreuzender bzw. überbrückender Weg nimmt darauf Bezug und dient gleichzeitig dem barrierefreien durchqueren des Parks.

Die beiden, aus Beton gefertigten, Gleise laufen konisch zusammen und enden im Schwarz, im Nichts eines Betonblocks, ein Zitat der Unentrinnbarkeit der damaligen Situation.

Wesentlich war für uns auch, das Mahnmal in die Tektonik des Ortes einzugliedern und durch schlichte, einfache Formen eine eindringliche Präsenz zu schaffen, welche den Vorgängen auf dem Gelände ein immerwährendes Echo der Erinnerung verleihen. Das Vergessen und Verdrängen soll unmöglich gemacht werden.

Es ist nicht zulässig zu vergessen, es ist nicht zulässig zu schweigen. Wenn wir schweigen, wer wird dann sprechen?Primo Levi

Wir möchten uns an dieser Stelle beim Team von KÖR …., der Bauleitung Monika Trimmel, Bettina…, Christian Schienerl, und der Firma….und ihrem Team für die Zusammenarbeit und Unterstützung herzlichst bedanken.
PRINZpod 2017

PRESSE
Der Standard 02-09-2017
Die Presse_Mahnmal am Wiener Aspangbahnhof eröffnet Falter_36 2017